Für die Schlagkraft des Rotterdamer Hafens jetzt und in der Zukunft ist eine gute Organisation des Hinterlandtransportes essenziell. Digitalisierung kann dabei eine bedeutende Rolle spielen. Über das Programm Data Fuel arbeitet Portbase in den kommenden Jahren gemeinsam mit der Hafenbehörde Rotterdam (HbR), Branchenorganisationen und der Wirtschaft an der Verstärkung des Informationsaustauschs in der Hinterlandkette. Der Commercial Director bei HbR, Matthijs van Doorn, und der Portbase-Direktor Iwan van der Wolf beleuchten gemeinsam die Hintergründe und Ziele. „Der Beginn von Verbesserungen ist Transparenz.“
„Zurzeit steht die Logistikkette enorm unter Druck“, beschreibt Van Doorn die aktuelle Situation. Es gibt eine schnelle Folge von Unterbrechungen in den Ketten, z.B. durch Lockdowns wegen des Coronavirus, die Blockade des Suez-Kanals und den Krieg in der Ukraine. Eine Folge ist unter anderem, dass Deepsea-Containerschiffe häufig aus ihrem Fahrtakt geraten. Sowohl im Hafen als auch im Hinterland führt dies zu großer Unvorhersehbarkeit. „Dazu kommt, dass die Containerschiffe immer größer werden. Im vergangenen Jahr sorgten 20 Prozent weniger einlaufende Schiffe für 10 Prozent mehr Ladung. So nehmen Spitzenbelastungen zu. Sowohl auf der See- als auch auf der Landseite führt dies zu beträchtlichen operativen Herausforderungen.“
„Mit Portbase als Daten-Hub möchten wir über
intelligente Dienste den Weg hin zu digitaler
Ausgereiftheit im Hinterlandverkehr realisieren helfen“
Wachstumspfad hin zu digitaler Ausgereiftheit
„Der Beginn von Verbesserungen ist Transparenz“, fährt der HbR-Direktor fort. Digitalisierung muss vor allem dem fragmentierten Hinterlandmarkt – in dem jeder nur über einen Teil der Informationen verfügt – helfen, effizienter zu arbeiten. Van Doorn sieht einen klaren Wachstumspfad vor sich, um die Planung des Hinterlandtransportes Schritt für Schritt ausreifen zu lassen. Von Transparenz durch eine vernünftige digitale Basis verläuft dieser Pfad in ein paar Jahren über eine Optimierung durch kleine Experimente mit einer dynamischen Echtzeitplanung pro Modalität letztendlich hin zu einer integralen dynamischen Planung aller Modalitäten. „Portbase ist dafür das Fundament, in das wir schon seit Jahren investieren. Das Port Community System ist der Daten-Hub des Rotterdamer Hafens. Von diesem stabilen Fundament aus möchten wir gemeinsam mit dem Markt an der Optimierung arbeiten.“
„Gemeinsam mit dem Markt
möchten wir Chancen ergreifen“
Gemeinsam mit dem Markt auftreten
Van Doorn betont die Bedeutung eines gemeinsamen Auftretens. „Wir wollten als Hafenbehörde eine Zeitlang selbst Software entwickeln, aber von dieser Idee wurde Abstand genommen. Gemeinsam mit dem Markt möchten wir Chancen ergreifen. Deshalb investieren wir Zeit und Energie, um mit Portbase als Daten-Hub über intelligente Dienste den Weg hin zu einer digitalen Ausgereiftheit des Hinterlandtransportes realisieren zu helfen.“ Ein Beispiel ist Nextlogic für die integrale Planung der Containerbinnenschifffahrt. „Als HbR investieren wir in dessen Entwicklung und Ausarbeitung. Gleichzeitig machen sich zahlreiche Marktteilnehmer daran, Nextlogic in der Praxis zu testen und weiter zu optimieren. Gemeinsam arbeiten wir auf diese Weise an einem System, wie es so bisher nirgends auf der Welt existiert. Der Markt muss dann bereit sein, für seine Nutzung zu zahlen, und zwar auf der Grundlage des erbrachten Mehrwertes. Es ist nicht die Aufgabe der HbR Softwarelösungen anzubieten.“
„Dank der Daten im PCS und des Zugangs
zu unserer großen Community können
Innovationen deutlich beschleunigt werden“
Von Basisinfrastruktur zu intelligenter Anwendung
Van der Wolf erläutert, wie Portbase den Daten-Hub aufgebaut hat. „Wir unterscheiden im Port Community System drei Ebenen. Die unterste ist die Basisinfrastruktur, die dafür sorgt, dass der gesamte digitale Informationsaustausch schnell, sicher und zuverlässig abläuft.“ Die darüber liegende mittlere Ebene, beschreibt der Portbase-Direktor, umfasst die Kommunikationsdienste für eine effiziente Unterstützung der Kernprozesse der niederländischen Häfen. „Dabei geht es zurzeit um 44 verschiedene Dienste. Hinterland Container Notification (HCN) für den Informationsaustausch im Hinterlandverkehr ist einer davon.“ Die dritte, oberste Ebene sind die Daten- und Informationsdienste. „Mit der Wiederverwendung der Daten aus den Kernprozessen (sofern die Eigentümer zustimmen) können Parteien von dieser Ebene aus intelligenten Anwendungen entwickeln. Dank der Daten und des Zugangs zu unserer großen Community von ca. 5000 Unternehmen mit ungefähr 16.000 Nutzern können Innovationen deutlich beschleunigt werden und hat man einen direkten Anschluss an den gesamten Markt. Nextlogic nutzt beispielsweise HCN, um Daten zu bekommen und zur Verfügung zu stellen, die für die integrale Planung der Containerbinnenschifffahrt notwendig sind.
Kostendeckend
Portbase ist neutral und arbeitet kostendecken, so Van der Wolf. „Die Infrastruktur – die unterste Ebene – wird von unseren Anteilseigner Hafenbehörde Rotterdam und Hafenbehörde Amsterdam finanziert. Für die Community-Dienste – die mittlere Ebene – bezahlen die Teilnehmer je nach Nutzung oder werden die Kosten für spezielle Behördendienste vom Staat und dem Hafenmeister übernommen. Die Finanzierung der intelligenten Daten- und Informationsdienste in der obersten Ebene wird komplett den jeweiligen Auftraggebern überlassen.“
Fokus auf das Hinterland
Aus dieser Position als Daten-Hub der Rotterdamer Häfen begrüßt Portbase den von HbR-Direktor Van Doorn skizzierten Wachstumspfad hin zu digitaler Ausgereiftheit des Hinterlandverkehrs. Mit Data Fuel wurde in Zusammenarbeit mit HbR, Branchenorganisationen und den Unternehmen ein mehrjähriges Verbesserungs programm für einen optimalen Informationsaustausch durch die gesamte Hinterlandkette hindurch entwickelt. Dessen Realisierung muss substantiell dazu beitragen, den Hinterlandverkehr effizienter, günstiger, sicherer und nachhaltiger zu machen. Mit mehr und besseren Daten können Parteien optimal planen, wird die Stehzeit eines Containers (die Dwell-Time) reduziert, verbessern sich die Turnround-Zeiten, entstehen hohe Auslastungsgrade und werden Verwaltungs- und Personalkosten reduziert.
„Nur gemeinsam können wir die
Hinterlandkette echt stärker machen“
5Vs
Der rote Faden für die Umsetzung von Data Fuel sind die sogenannten 5 Vs: vollenden, verbreitern, vertiefen, verbessern und vertrauen. Mit allen innerhalb dieser 5 Vs laufenden und vorgesehenen Aktionen müssen Hinterlandtransporteure mit dem Dienst HCN einen Mehrwert erfahren. Van der Wolf: „Wir führen dieses gesamte Projekt transparent gemeinsam mit dem Markt durch. Durch intensive Zusammenarbeit mit den Hinterlandtransporteuren können sie uns den passenden Input liefern. Nur gemeinsam können wir die Hinterlandkette echt stärker machen.“