Für all die Millionen Container, die jährlich von außerhalb der Europäischen Union im Rotterdamer Hafen eintreffen, und auch von den wieder abfahrenden Containern, führt jedes Terminal seine eigenen sogenannten RTO-Aufzeichnungen, die von der Zollbehörde hinterher kontrolliert werden. Alle beteiligten Parteien sind sich einig, dass diese Vorgehensweise intelligenter und effizienter gemacht werden kann. Auch im Hinblick auf den Transfer von Containern der Terminals untereinander. Durch die Entwicklung eines umfassenden Container Tracking Systems ergreift Portbase deshalb die Initiative, um so zu einer einzigen zentralen Hafenverwaltung zu kommen.
Im zweijährlichen Logistics Performance Index der Weltbank stehen die Niederlande jedes Mal wieder in den oberen Rängen. Einer der wichtigsten USPs unseres Landes ist die fortschrittliche Arbeitsweise der Zollbehörde, bei der moderne Überwachung Hand in Hand mit Handelserleichterungen geht. Zugleich sind sich viele Parteien im Hafen der Tatsache bewusst, dass es bei der Zolladministration rund um die Einfuhr von Waren noch viel zu tun gibt. Eine hafenweite Herangehensweise, bei der Container noch schneller durch den Hafen gehen, der Verwaltungsaufwand reduziert und die Überwachung verbessert wird, kann für jeden viele Vorteile bieten.
Jeder eine eigene Verwaltung
Bei der aktuellen Arbeitsweise führt jedes einzelne Terminal für die Zollbehörde eine eigene sogenannte RTO-Verwaltung (Ruimte Tijdelijke Opslag – Raum für befristete Lagerung). Von der Ankunft am Terminal bis zur Abfahrt verwaltet ein Terminal damit alle Status der von Übersee eintreffenden Container. Für die Zollbehörde ist dies die Grundlage, um zu kontrollieren, dass Waren nicht unrechtmäßig in den freien Verkehr kommen. Jeden Monat vergleicht die Zollbehörde alle RTO-Aufzeichnungen mit den eigenen Daten aus den Zollerklärungen der Reedereien. Bei Abweichungen oder Überschreitung der maximal zulässigen Aufenthaltszeit von 90 Tagen, kann die Zollbehörde daraufhin tätig werden.
Auch strenges Vorgehen für Transfers
Die für die Zollaufsicht notwendigen, strikten RTO-Regeln haben auch Konsequenzen für den regelmäßig vorkommenden Austausch von Containern zwischen den Terminals. Ein Container, der mit einem Deepsea-Schiff an Terminal 1 eintrifft, muss z.B. auf einem Feeder von Terminal 2 weiterfahren. Sowohl von der Reederei als auch vom Terminal erfordert dies unter den aktuellen RTO-Regeln viel zusätzlichen Verwaltungsaufwand. Schließlich verlässt ein Container den einen befristeten Lagerplatz und trifft auf einem anderen wieder neu ein. Die Zollbehörde will die Sicherheit, dass die Zollabläufe korrekt befolgt werden und die Ladung nicht unterwegs plötzlich verschwindet.
Machbarkeitsstudie
Unter Leitung des Hafenunternehmerverbands Deltalinq wurde vor ca. 2 Jahren mit teilweiser Finanzierung durch Topsector Logistiek geprüft, ob und wie das aktuelle Verfahren verändert werden kann. Das gemeinsame Fazit von Terminals, Spediteuren, Fuhrunternehmen, Zollbehörde und Portbase war, dass ein zentrales Zollsystem zur Warennachverfolgung juristisch möglich ist und für alle Parteien einen großen Mehrwert bietet.
Portbase nimmt Entwicklung in die Hand
Unter dem Namen „Container Tracking System“ hat Portbase dieses Jahr die Herausforderung angenommen, eine zentrale, alles umfassende Hafenverwaltung zu bauen. Sehr viele benötigte Daten befinden sich schließlich schon im Port Community System, alle beteiligten Parteien sind bereits angeschlossen. Die Realisierung ist trotzdem eine komplexe Aufgabe, die einen langen Atem und eine schrittweise Herangehensweise erfordert. Der erste Schritt ist die Entwicklung eines hafenweiten RTO, als Ersatz für die jetzigen losen RTO-Aufzeichnungen der einzelnen Terminals, wobei jeder RTO-Inhaber (Terminal) für seine eigene Verwaltung verantwortlich bleibt. Durch die Realisierung eines Transfermoduls kann dann auch der Transport von Containern zwischen teilnehmenden RTOs vereinfacht werden. Ein „Zoll-Dashbord“ ermöglicht schließlich der Zollbehörde die Überwachung in Echtzeit, anstatt der jetzt notwendigen monatlichen Kontrolle der einzelnen RTO-Aufzeichnungen im Nachhinein. Als Fundament für das Ganze realisiert Portbase eine Basisadministration mit allen benötigten Daten.
Große Vorteile
Die Vorteile eines zentralen Container Tracking Systems sind für Portbase völlig klar: Schneller Transport stärkt die Wettbewerbsposition des Hafens und verbessert die Trade Compliance. Mit der Zollbehörde werden einheitliche hafenweite Absprachen möglich und die Kontrolle der hafenweiten RTO-Administration kann in Echtzeit stattfinden anstatt hinterher. Die Einführung eines zentralen Container Tracking Systems sorgt außerdem für optimale Wiederverwendung von Daten, erfordert weniger Wartung (weil zentral) und führt zu Kostensenkungen.
Konkret an die Arbeit mit hafenweitem RTO
Schritt eins wurde mittlerweile gemacht. Die Entwicklung eines hafenweiten RTO mit der zugrundeliegenden Basisadministration wurde konkret begonnen. Einer der Containerterminals hat sich bereit erklärt, als Startkunde zu fungieren, so dass das Projekt einen guten Start hat. In einer hafenweiten Arbeitsgruppe beteiligen sich alle Deepsea-Terminals. Von Anfang an werden so jedermanns Wünsche berücksichtigt. Sobald es soweit ist, kann sich ein Terminal auf diese Weise problemlos an den hafenweiten RTO anschließen. Das Ziel von Portbase ist, im Herbst 2023 mit dem ersten Terminal den neuen RTO konkret zu testen.